Konstantin Kisin: An unsere konservativen Freunde in Schulen und Hochschulen
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Konstantin Kisin: An unsere konservativen Freunde in Schulen und Hochschulen

Konstantin Kisins Rede auf der ARC Conference 2023 enthält eine Passage, in der er sich an nicht-linke Lehrer und – verzeihen Sie das dumme Wort – Hochschullehrer wendet, also an Konservative und Vertreter eines klassischen Liberalismus, die im Bildungswesen tätig sind und den Nexus zwischen vernünftigem, empirieorientiertem Denken und Freiheitsfähigkeit verstehen. Der Passus verdient Aufmerksamkeit. In einer deutschen Übersetzung, die sich geringfügige Freiheiten nimmt, klingt er so:

Ich sage unseren Freunden, die an Schulen und Hochschulen arbeiten: Ich verstehe, daß sich viele von Ihnen wie die französische Résistance oder sowjetische Partisanen fühlen – hinter den feindlichen Linien, mit zu wenigen Leuten, im Kampf gegen einen weit besser bewaffneten Gegner. Sie haben recht. Wir befinden uns eben im wichtigsten Kampf unseres Lebens. Kämpfen Sie also weiterhin um jede junge Seele, die sie retten können. Es wird sich lohnen!

Hören Sie hier nach 11 Minuten, 49 Sekunden.

Nun mag deutsche Befindlichkeit an Kisins Metaphorik auszusetzen finden, daß sie die Erfahrungen von Résistance-Kämpfern oder sowjetischen Partisanen verharmlose, da es an Schulen und Hochschulen kaum um Leib und Leben gehe. Hier wäre zu entgegnen, daß der in Moskau geborene, seit seinem elften Lebensjahr im Vereinigten Königreich lebende Kisin seinen Vortrag auf der Konferenz der Alliance for Responsible Citizenship satirisch-ironisch angelegt hat, um mit Scherzen und Überzeichnungen wichtige Einsichten zu transportieren. Wie er ja überhaupt alles Recht besitzt, deutsche Befindlichkeiten zu ignorieren.

(Beitragsbild: Screenshot aus dem verlinkten Film.)

Die Kavallerie kommt nicht!

Die Kavallerie kommt nicht!

Höchste Zeit, liebe Landsleute, erwachsen zu werden.

Willentlich hochgetriebene Energiepreise treiben hunderttausende Bürger in Armut und Elend? – Es wird keiner herbeireiten, der Euch rettet.

Die Energiewende vernichtet die bundesdeutsche Wirtschaft? – Es wird keiner herbeireiten, der Euch rettet.

Deutsche Unternehmen verlagern ihre Produktion ins Ausland? – Es wird keiner herbeireiten, der Euch rettet.

Viele Schüler in Deutschland können kaum lesen, schreiben und rechnen? – Es wird keiner herbeireiten, der Euch rettet.

Manche Fakultäten deutscher Universitäten geraten von Stätten ergebnisoffenen Forschens zu bolschewoken Kaderschmieden? – Es wird keiner herbeireiten, der Euch rettet.

Junge (und erschütternd viele dem Jahrgang nach reife) Menschen verwechseln Emotion und Argument, halten Klimahysterie und sonstige Übersteigerungen für einen Ausweis von Tugend und Klugheit? – Es wird keiner herbereiten, der Euch rettet.

Scharen Hochqualifizierter verlassen die Bundesrepublik? – Es wird keiner herbeireiten, der Euch rettet.

Schwierigkeiten, die Geltung bundesdeutscher Gesetze in einigen Großstädten des Landes durchzusetzen? – Es wird keiner herbeireiten, der Euch rettet.

Rußland mit Regime Change-Phantasien dauerhaft antagonisiert? – Es wird keiner herbeireiten, der Euch rettet.

Eine Bundeswehr, deren Panzer selten fahrtüchtig, Flugzeuge und Hubschrauber selten flugtauglich sind? – Es wird keiner herbeireiten, der Euch rettet.

Die Kavallerie kommt nicht. Sie ist anderweitig beschäftigt. Die USA – und an sie denkt man ja typischerweise, wo von Kavallerie die Rede ist – haben ihre eigenen Probleme, äußerst gravierende übrigens, die zu überwinden wenigstens ein Jahrzehnt, vermutlich aber länger, dauern wird. Ihr seid allein, Landsleute. Und genau diese Einsicht ist der erste Schritt in Richtung Erwachsen-Werden.

(Beitragsbild: Pixabay.)

Julian Reichelt: Das Glück der Leute ist der Alptraum der Regierung

In aller Klarheit auf den Punkt gebracht, bespricht Julian Reichelt das große Schisma zwischen Bürgern und Regierung in der Bundesrepublik Deutschland:

Das Land will diese Regierung nicht mehr. Warum nicht? Ganz einfach. Das Land spürt, daß diese Regierung die Bürger nicht will. Uns nicht so will, wie wir sind. Der Regierung paßt nicht, wie wir leben. Nach Mallorca fliegen, Bratwurst auf’m Grill, gutes Auto – was für Millionen Menschen nach Glück und Zufriedenheit klingt, ist für diese Regierung spürbar ein Alptraum. Jeder im Land spürt, wie sehr diese Leute uns und unser Leben verachten.

Nun wird ja gegen Positionen, die von der grünen und/oder linken Orthodoxie abweichen, gern eingewandt, es handle sich um Schwurbelei. An der oben gegebenen Passage prallen solche Vorwürfe ab, dazu ist sie handwerklich zu gut ausgeführt worden – das Wesentliche herausarbeitend.

Hier ab 8 Minuten, 29 Sekunden.

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Theodore Dalrymple: die „Respekt“-Bürokratie

Theodore Dalrymple liefert lohnende Bemerkungen über „Respekt“ an Universitäten (und anderswo), sowie über die besondere Art von Bürokratie, welche sicherstellen soll, daß er nicht mangle:

That all should be fair, open, aboveboard, that no one should ever experience discomfort because of what someone else says, that each should be shown equal signs or marks of respect, that no one should feel left out of anything, is an impossible pipe dream, as the most minimal reflection on experience should make evident.

What is possible, however, and what has eventuated, is a large and well-paid bureaucracy that has secured what it supposes to be its own eternity by the pursuit of such chimeras. Its work will never be done. The more cowed people are by regulations of their speech and conduct, the more microaggressions remain to be discovered and adjudicated. The task of securing diversity, equity, and inclusion is like the task of Sisyphus, with this difference: that in its very impossibility lies an assurance of a job, a pension, and a gratifying sense of doing the world’s work.

(Daß alle Leute fair, offen, aufrichtig sein mögen, daß niemand jemals Unwohlsein verspüren soll, weil jemand etwas Unschönes sagt, daß allen dasselbe Maß und dieselbe Art von Respekt entgegengebracht werden sollen, niemand aus irgendeinem Kreis ausgegegrenzt werden möge, ist eine völlig unrealistische Idee, wie bereits der kürzeste Blick auf die Erfahrungswirklichkeit klar machen sollte.

Was hingegen möglich und auch tatsächlich zustande gekommen ist, das ist eine umfängliche und großzügig entlohnte Bürokratie, die ihr eigenes Bestehen für ewig sichergestellt hält, indem sie die Verwirklichung solcher Schnapsideen anstrebt. Ihre Arbeit wird niemals abgeschlossen sein. Je einschneidender die Menschen durch Sprach- und Verhaltenskodizes eingeschüchtert werden, desto mehr Mikroagressionen bleiben übrig, um aus- und unschädlich gemacht zu werden. Die Gewährleistung von Vielfalt, Gleichheit und allgemeiner Teilhabe gleicht dem Schicksal des Sisyphus – mit dem entscheidenden Unterschied freilich, daß gerade in ihrer Unmöglichkeit die Garantie für einen Job, ein Gehalt und die befriedigende Aussicht liegen, dem Guten in der Welt zu dienen.)

Es lohnt sich, den gesamten Essay zu lesen.

„Der gute und der böse Neid“ – über Helmut Schoeck.
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„Der gute und der böse Neid“ – über Helmut Schoeck.

Junge Freiheit Nr. 40/23

Herr Professor Dahlmanns, ist Ihnen da ein Fehler unterlaufen?
Karsten Dahlmanns: Inwiefern?

Der Titel Ihres Buchs lautet: „Vom besonderen Unglück tüchtigerer Minderheiten“. Sicher soll das aber doch „Glück“ heißen?
Dahlmanns: Nein, denn alles hat seinen Preis, also auch der glückliche Umstand, ein besonderes Talent zu besitzen, außergewöhnlich attraktiv zu sein oder sorgsame, wohlsituierte Eltern zu haben. Da läßt der Neid der weniger von Fortuna Bedachten nicht lange auf sich warten.

Ich spüre in der Tat die Eifersucht schon brodeln …
Dahlmanns: Und wie gehen Sie damit um?

Manche treten ihren Hund … Ich natürlich nicht!
Dahlmanns: Meist äußert sich Neid in eher harmlosen Formen, etwa in despektierlichen Beschreibungen, unterfüttert mit einer Art Küchenpsychologie.

Zum Beispiel?
Dahlmanns: Der virtuose Programmierer wird zum „Nerd“, Gutaussehende firmieren unter „Beau“ oder „Prinzeßchen“ und verfügen angeblich über einen bestenfalls oberflächlichen Charakter, und Kinder aus gutem Hause, die sich benehmen können, werden dafür bedauert, keine richtigen Kinder sein zu dürfen. Der Publizist Rainer Zitelmann weist darauf hin, daß wirtschaftlich Erfolgreiche gern als gefühlskalt, rechen- und automatenhaft beschrieben werden: Wer reich ist, der „muß“ zum Ausgleich ein emotionales Defizit aufweisen.

„Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“, „Das Glück ist mit den Tüchtigen“, „Dem Tüchtigen gehört die Welt“ Wenn tüchtig zu sein ein Unglück ist, führen uns dann diese Volksweisheiten seit Jahrhunderten in die Irre?
Dahlmanns: Nein, sie liegen schon richtig. Ihr Gegenstand taucht bereits in einem Gleichnis Jesu auf: Wer ein Talent erhält und es vergräbt – also nichts daraus macht –, kann auf Gnade nicht hoffen. Bemerkenswert ist, daß diese Volksweisheiten eine Ermunterung darstellen. Warum aber ist eine solche Ermunterung überhaupt nötig? Wohl deshalb, weil der Begabte einen Anstoß braucht, sein Glück trotz der im Falle eines Mißerfolgs zu erwartenden Häme seiner Nachbarn, Mitschüler, Kollegen zu erproben.

Aber ist Neid nicht eigentlich ein Problem des Neiders?
Dahlmanns: Wäre er ausschließlich das Problem des Neiders, lebten wir in einer anderen Welt. Der 1993 verstorbene Soziologe Helmut Schoeck nennt eine Fülle Beispiele aus aller Herren Länder, die zeigen, wie gefährlich es werden kann, wenn man beneidet wird – bis hin zum Mord aus Neid: Ein, wie Schoeck formuliert, „unansehnlicher Gelegenheitsarbeiter“ tötete einen jungen Mann, weil er „den Glanz des erfolgreichen Sportlers nicht ertragen“ konnte, oder ein begabter Musikstudent ermordete einen noch begabteren Musikstudenten. Der in Deutschland viel zu wenig bekannte US-Soziologe Thomas Sowell ergänzt Schoecks Forschung um weitere Beispiele aus Asien, Afrika und Lateinamerika: Wo auch immer eine Minderheit in irgendeiner Form tüchtiger ist, etwa mehr Universitätsabschlüsse erwirbt oder besser verdient als die umgebende Mehrheit, drohen ihr Übel. Dies gilt besonders dann, wenn sie sich äußerlich unterscheidet, wie etwa die meisten ethnischen Chinesen in Indonesien oder indische Händler im Osten Afrikas. Erstere hatten Pogrome zu erleiden, letztere wurden aus vielen in die Unabhängigkeit entlassenen Staaten vertrieben, mitsamt ihrem Know-how. Im Peru des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts bildeten japanische Immigranten eine tüchtigere Minderheit hinsichtlich Bildung und Geschäftstätigkeit, ja selbst bei bloßer Land- und Lohnarbeit; es gab Pressekampagnen gegen sie, Boykottversuche und schließlich ein Gesetz, das die Einwanderung von Japanern gründlich einschränkte. Und honduranische Bauern klagten, es sei „unfair“, mit allzu arbeitsamen Immigranten aus Deutschland konkurrieren zu müssen. Die Beispiele zeigen, wie Sowell Schoecks Ansatz fortführt, ohne – versteht sich –, von ihm abhängig zu sein. Da von Minderheiten die Rede ist: Die kleinste Minderheit bildet, mit der libertären Autorin Ayn Rand zu sprechen, das begabte Individuum. Schoeck legt seinen Finger immer wieder auf eine besondere Wunde: die Entmutigung des begabten oder sonstwie besser situierten Einzelnen durch unterschwellige oder auch gröbere Gemeinheiten einer neiderfüllten Umgebung.

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Rückblick auf die PiS

Rückblick auf die PiS

Meinen Artikel über die Wahlen in Polen, besonders die „linke“ Sozialpolitik der PiS-Regierung, finden Sie hier auf den Seiten der Jüdischen Rundschau.

(Bild: Kreuzung in Warschau. John Nzoka, Unsplash.)

„Leistungsloses“ Erbe?

Dushan Wegner über getwitterte Einlassungen unseres Gesundheitsministers Karl Lauterbach, bei einem Erbe handle es sich um „leistungsloses“ Einkommen:

Wer in Deutschland alleinstehend ist und aus Freude an der Leistung gearbeitet hat, der wird demotiviert und quasi wie ein Staatsfeind behandelt – die Auswanderung der Hochqualifizierten geht leider weiter.

Wer aber (bereits) Familienmensch ist und seinen Kindern etwas weitergeben möchte, dem wird nicht nur jeder Schritt Maximal schwer gemacht. Wenn er eines Tages das Erarbeitete den Kindern weitergeben will, will der gierige Staat ihm seine Lebensleistung wieder wegnehmen.

Gut auf den Punkt gebracht – hier.

Zur Erinnerung an den Masken-Unsinn
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Zur Erinnerung an den Masken-Unsinn

Es kann nicht schaden, mit diesem Tweet von Eli David an den Masken-Nonsense zu erinnern – desto mehr, als verschiedentlich von einer neuen Covid-Variante und neuerlichem Maskenzwang geredet wird. In diesem Zusammenhang sei auf einen Artikel der Science Files verwiesen, der sich mit den Schadstoffen im Material gekaufter Masken und dem Mund-Nasen-Schutz als Biotop für Bakterien und Pilze beschäftigt.