Der Aufgeklärte

Der Aufgeklärte

Er war so aufgeklärt, so sehr „Wissenschaftler“, daß ihm das Gespräch mit einem alten Freunde zum Verhör geriet.

(Bild: Sandro Botticelli, Bildnis eines Jünglings, ca. 1482-1485. National Gallery of Art (USA), gemeinfrei.)

Vom Reiz des Verbietens
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Vom Reiz des Verbietens

Fritz Vahrenholt macht darauf aufmerksam, daß der auf 130 bis 225 Milliarden Euro Kosten geschätzte Wärmepumpen-Einbauzwang selbst dann unnötig ist, wenn man sich die Klimaschutz-Agenda zu eigen macht. „Nicht-zielführend“, wie es im Jargon der Gremienprofis heißt.

Vahrenholt konkretisiert: Werden bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen eingebaut, sind rund 150 Milliarden Euro zu veranschlagen – für eine Verminderung des Kohlendioxid-Ausstoßes in der Bundesrepublik von 10,4 Millionen Tonnen. Er kommentiert:

Eine ähnliche CO2-Verminderung würde man erreichen, wenn man ein einziges Braunkohlekraftwerk mit CO2-Abscheidung ausrüsten würde. Das Kraftwerk Schwarze Pumpe emittiert etwa 12 Millionen Tonnen CO2 und würde mit einer Investition von 600 Millionen Euro CO2-frei. Pro Tonne CO2 sind das 50 Euro an Investitionskosten.

Der letztgenannte Wert ist mit dem Ergebnis des Wärmepumpen-Experiments zu vergleichen:

14.423 Euro (150 Milliarden Euro geteilt durch 10,4 Mio. t CO2).

Die Angelegenheit zeigt wieder einmal: Unseren Grünen geht es nicht um eine praktikable Lösung von Problemen – sofern man, was hier zugestanden sei, den Kohlendioxid-Ausstoß überhaupt als Problem ansehen möchte. Es geht ihnen ums Prinzip. Und dieses Prinzip heißt: Freude am Verbieten.

Freude am Verbieten. Sie ist im Privaten, Beruflichen und in der Politik zu verwirklichen, je nach Anspruch und Zugriff. Vom „gesellschaftlichen Engagement“ eines talentlosen Teenagers, der seinen Altersgenossen Frohsinn und Begabung neidet, über die Ernährungsregeln einer verbissenen Öko-Mama – „nenn mich Tanja, Kind“ – und, am Arbeitsplatz, Kampagnen des Zuschnitts „… ohne Plastik“ bis hin zu radikalem Durch-, Hinein- und Kaputtregieren, das von den Eigentumsrechten der Bürger nichts wissen will und deren Lebensleistung vernichtet.

Freude am Verbieten ist Freude an Verelendung und Untergang – erst der anderen, dann seiner selbst. Ginge es unseren Grünen tatsächlich um die Abwendung drohender Übel, würde nicht von Wärmepumpen, sondern von Kohlendioxid-Abscheidungen für Kohlekraftwerke und von neuen Kernkraftwerken die Rede sein.

Freude am Untergang. Bis zum Letzten konsequent. Vielleicht traben deshalb die Stabreime an: Wärme-Wende, Heizungs-Hammer, Wärmepumpen-Wahn…

(Bild: Unsplash.com.)

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Ein Latein- und Geschichtslehrer mit dem schönen Pseudonym Skias Onar

unterrichtet uns über die ethische (nicht: moralische) Dimension der Corona-Jahre, erinnert an den klaren, mannhaften Blick der Alten auf dasjenige, was wir „das Leben“ nennen oder „das Los“, und weist im Vorbeigehen überselbstgewisse MINT-Fächler darauf hin, daß Geisteswissenschaft eben doch unverzichtbar ist.

Sein Pseudonym stammt, wie am Ende seines Aufsatzes auf dem Blog der Vierteljahresschrift Tumult bemerkt, aus einer Ode Pindars: Σκιᾶς ὄναρ ἄνθρωπος. Skiās onar anthrōpos. Eines Schattens Traum ist der Mensch.

(Die oben getroffene Unterscheidung zwischen Ethik und Moral folgt Rainer Forst, Kontexte der Gerechtigkeit, Frankfurt am Main 1994. Vereinfacht gesagt, zielen ethische Fragen auf ein gelingendes, lohnendes Leben, während moralische Fragen dem Gerechten nachspüren.)

Der (nächste) große Sprung nach vorn
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Der (nächste) große Sprung nach vorn

Da saß mein Gast und nippte mit unverschämter Eleganz an seinem Weißwein, lächelte und sprach mit angenehmer Stimme, es sei ja nun schlechterdings zu erwarten, daß auch dieser große Sprung nach vorn, hinein in eine dem Anspruche nach klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft so enden werde, wie dergleichen eben zu enden pflege, in einer – hier nippte er noch einmal, schüttelte kaum merklich sein Haupt und blickte mich mit einem unaufdringlich-weltmännischen Lächeln an – Katastrophe nämlich, vermeidbarem Elend und selbstverschuldetem Tod. Worauf er an seinen champagnerfarbenen Beinkleidern nestelte, schilfgrüne Socken zum Vorschein kommen ließ und das Thema wechselte. Der Unverantwortliche.

(Bild: Haupteingang der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900. Library of Congress. No known restrictions on reproduction.)

Causerie
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Causerie

Max Ring (1817-1901) schreibt über Karl August Varnhagen von Ense (1785-1858):

Varnhagen war in der That ein Meister der gesellschaftlichen Rede, unerschöpflich in geistreichen Bemerkungen, Bonmots und pikanten Anekdoten, die er mit bewunderungswürdigem Geschick und ungesucht in das Gespräch zu verflechten wußte; im höchsten Grade anregend und geistvoll; dabei natürlich, ohne jede Prätension und Koketterie. Wie nur wenige Deutsche besaß er die Kunst der französischen „Causerie“, verstand er, anmutig, geistreich zu plaudern, vorausgesetzt, daß er in guter Laune war.

Können Sie das?

(Max Ring, Berliner Leben. Kulturstudien und Sittenbilder, Leipzig u. Berlin 1882, S. 79. Bild: Karl August Varnhagen von Ense, Lithographie von Paul Gottheiner nach einem Pastell von Ludmilla Assing, gespiegelt. Wikimedia Commons, gemeinfrei.)