Sonntagslektüre: Anthony Esolen, The Freedom of Heaven & the Freedom of Hell
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Sonntagslektüre: Anthony Esolen, The Freedom of Heaven & the Freedom of Hell

In Dante Alighieris Göttlicher Komödie sitzt der Teufel dort unten, im tiefsten Kreis der Hölle, im Eis eines Flusses fest, den er mit dem Schlag seiner Flügel gefrieren läßt. Das Eis hält ihn (und die Seelen von allerlei Verrätern) auf alle Ewigkeit fest, weil er nicht von dem Wunsch lassen will, sich auf eigene Faust, nach eigenem Willen und in eigener Manier aus seinem Elend zu befreien.

Anthony Esolen bemerkt in einem gewaltigen Artikel, der vor zehn Jahren in (oder auf) First Things erschienen ist, zu diesem Bild:

Readers of Dante’s Inferno who have traveled with him all the way to the bottom know that the essence of one’s sin is made manifest in the punishment—that the punishment is the sin repeated endlessly and inexorably. And appropriately so. Thomas Aquinas, in justifying the eternity of hell, notes that mortal sin is an infinite and self-defining act of enmity against the peace of the City of God. Such sinners long for immortality, he says (quoting Gregory the Great), so that they might sin forever—for, even more than they love life, they love the sin to which they have given their lives. 

What exactly, then, is the sin made manifest here in hell’s deepest pit? The flapping of wings, the ice, the act of treachery, and the temptation of Satan that penetrates time all derive from falling to the temptation, “Ye shall be as gods.” These four motifs have much to teach us about freedom and autonomy, rightly and wrongly understood. 

The Psalms lend a hint: All things, says the psalmist, declare that “he made us; we did not make ourselves.” Even the atheist must agree that we did not make ourselves. The statement expresses contingency and dependence, and these are plainly discernible by reason. I did not come into the world self-made. Indeed, I came into a world already present for me to enter: an intelligible world, not a congeries of arbitrary and unrelated forces. Had there been no such world, I would not have existed. 

To claim, then, that we did make ourselves would be to deny the real contingency of our beings—which would also be to deny the web of relations into which we have entered by our being and without which we must cease to be. Deep at the heart of this denial is the prideful sin of ingratitude. We see that we are provided with what we could not have provided for ourselves: not only the material conditions that support our existence—our food and drink, the care of our parents—but the fact of our existence itself. Yet we respond with a lie. We repeat what Satan implicitly affirms at the bottom of hell, the loneliest words ever uttered: “I am my own, I am my own! My mind is my own, to fashion what truth I shall please. My body is my own, to dispose of as I please. My will is my own. I rise—by my power. I exist— by my power .” 

Das ist: Leser von Dantes Inferno, die ihn auf seiner Reise hinunter zum tiefsten Kreis der Hölle begleitet haben, wissen, daß das Wesen einer Sünde in der Buße wiederkehrt – daß also die Bestrafung in der immer und ewig wiederholten Sünde bestehe, wie es nicht anders sein kann. Thomas von Aquin schrieb, da er die Ewigkeit der Höllenstrafe rechtfertigte, daß die Todsünde ein Akt unbeschränkten und definierenden Charakters sei, ein Akt der Feindseligkeit gegen den Frieden in der Stadt Gottes. Derartige Sünder verlangt es nach Unsterblichkeit, sagt er (sich auf Papst Gregor I beziehend), damit sie auf ewig sündigen können, denn mehr als das Leben selbst lieben sie die Sünde, der sie ihr Leben verschrieben haben.

Worin besteht somit genau die Sünde hier im tiefsten Kreis der Hölle? Das Schlagen der Flügel, das Eis, der Verrat und die ewige Versuchung Satans, sie sind die Folgen dessen, daß der falschen Verheißung „Ihr werdet sein wie die Götter“ stattgegeben wurde. Aus diesen vier Motiven läßt sich viel über Freiheit und Autonomie lernen, sowie über deren richtige und falsche Auffassung.

Der Psalter gibt uns einen Hinweis, worum es geht. Alle Dinge lehren uns, so der Dichter der Psalmen, daß „Er uns geschaffen hat; wir haben uns nicht selbst erschaffen“. Selbst der Atheist muß zugeben, daß wir uns nicht selbst erschaffen haben. Eine solche Aussage gibt Beschränktheit und Abhängigkeit zu, Sachverhalte, die bei vernünftiger Betrachtung auf der Hand liegen. Schließlich sind wir in eine Welt geboren worden, die schon da war; eine Welt, die sich verstehen läßt, keine Ansammlung beliebiger und beziehungsloser Kräfte. Würde es keine solche regelhafte Welt geben, würden wir nicht existieren (können).

Folglich würde jede Behauptung, daß wir uns geschaffen und zu dem gemacht haben, was wir sind, das tatsächliche Abhängigkeitsverhältnis unseres Daseins verleugnen. Sie würde auch jenes Geflecht von Beziehungen leugnen, in das wir mit unserem Dasein eingetreten sind und ohne dessen Bestehen wir aufhören würden zu existieren. Eine solche Leugnung entstammt der stolzbefeuerten Sünde der Undankbarkeit. Wir verstehen, daß wir mit Gütern und Gaben beschenkt worden sind, die wir niemals hätten selbst uns beschaffen können; dies meint nicht nur die äußerlichen Bedingungen unseres Daseins – Essen und Trinken, die Zuwendung unserer Eltern -, sondern auch die schlichte Tatsache unserer Existenz. Dennoch reagieren wir auf diesen Sachverhalt mit einer Lüge. Wir wiederholen, was Satan durch sein Tun im tiefsten Kreis der Hölle bekräftigt, nämlich die einsamsten Worte, die sich überhaupt äußern lassen: „Ich bin mein Eigentum, ich bin mein Eigentum! Es ist mein Wille und Intellekt, und ich kann jeder Wahrheit anhängen, die ich will. Mein Körper gehört mir, und ich kann damit anstellen, was mir gefällt. Mein Wille ist mein Wille. Ich steige auf – durch eigene Kraft. Ich bin da – aus eigener Kraft.

Bitte lesen Sie den gesamten Text.