Sigmund Freud, Westentaschendiktator
|

Sigmund Freud, Westentaschendiktator

Anthony Daniels (aka Theodore Dalrymple) über Freuds Mangel an intellektueller Redlichkeit. Das ist, für sich genommen, nichts Neues, verlangt jedoch immer neue Wiederholung, weil es (wenigstens unter Geisteswissenschaftlern) noch reichlich Zeitgenossen gibt, die den Wiener Scharlatan ernstnehmen. Besonderes Augenmerk verdienen Daniels‘ Bemerkungen über dasjenige, was Freud mit dem Totalitarismus des zwanzigsten Jahrhunderts verbindet. Hier gelangen Sie zum Vortrag von rund einer halben Stunde Länge.

Eine stalinistische Teufelei
|

Eine stalinistische Teufelei

Der Mord an den Bandura- und Drehleierspielern.

Was ist Totalitarismus? Totalitarismus ist, wenn niemand sicher ist. Auch kein Bandura- oder Drehleierspieler, nicht einmal ein blinder Bandura- oder Drehleierspieler. Dmitrij Schostakowitsch erinnert sich:

…national art was considered counterrevoluntionary. Why? Because it was, like any ancient art, religious, cultic. It it’s religious, then tear it out with its roots. I hope someone will write down the history of how our great native art was destroyed in the twenties and thirties. It was destroyed forever because it was oral. When they shoot a folk singer or a wandering storyteller, hundreds of great musical works die with him. Works that had never been written down. They die forever, irrevocably, because another singer represents others songs.

I am not a historian. I could tell many tragic tales and cite many examples, but I won’t do that. I will tell about one incident, only one. It’s a horrible story and every time I think of it I grow frightened and I don’t want to remember it. Since time immemorial, folk singers have wondered along the roads of Ukraine. They’re called “lirniki” and “banduristy” there. They were almost blind men—-why that is so is another question that I won’t go into, but briefly, it’s traditional. The point is, they were always blind and defenseless people, but no one ever touched or hurt them. Hurting a blind man—what could be lower?

And then in the mid thirties the First All-Ukrainian Congress of Lirniki and Banduristy was announced, and all the folk singers had to gather and discuss what to do in the future. ‘Life is better, life is merrier,’ Stalin has said. The blind men believed it. They came to the congress from all over Ukraine, from tiny, forgotten villages. There were several hundred of them at the congress, they say. It was a living museum, the country’s living history. All its songs, all its music and poetry. And they were almost all shot, almost all of those pathetic blind men killed.

Mehr

23./24. August 1939: Hitler-Stalin-Pakt

Richard Wagner erinnert an ein Datum, das viele „Progressive“ lieber vergessen möchten: Vor 72 Jahren haben Hitler und Stalin die vierte Teilung Polens beschlossen. Der Hitler-Stalin-Pakt bildet einen blinden Fleck im historischen Bewußtsein vieler Deutscher – wohl auch deshalb, weil er von deutschen und russischen Historikern als Randerscheinung behandelt wird.

Wagner:

„In der Akademie für politische Bildung in Tutzing fand im Juli eine deutsch-russische Historikertagung statt. Es ging um „Erinnerungsorte des 20. Jahrhunderts im russischen und deutschen Gedächtnis.“ Der Titel wurde durch drei Jahreszahlen aufschluss-und folgenreich markiert: 1941, Hitlers Angriff auf die Sowjetunion; 1961, Mauerbau und 1991, das Ende der Sowjetunion. Der Hitler-Stalin-Pakt von 1939 war zwar am Rande auch ein Thema, aber nur am Rande.

Sein Status als Marginalie erlaubt es über die Ereignisse vom 23.August 1939 bis zum 22. Juli 1941 hinwegzusehen. Diese aber stellen eine mustergültige Zeugenschaft für den Totalitarismus dar. Ihre Betrachtung macht jede Debatte über die Vergleichbarkeit der beiden extremistischen Systeme überflüssig. Ihre Verbrechen erweisen sich als so überzeugend austauschbar, dass noch in späten Projekten, wie dem der ersten Wehrmachtsausstellung, Dokumente falsch zugeordnet werden konnten.“

Wagner schließt:

„In den von Stalin besetzten Gebieten beginnt das „Rote Jahr“ 1940, das von Willkür und Terror, Enteignung und Deportation geprägt ist. Es ist für die Völker Ost- und Ostmitteleuropas die Einführung in das, was sie mit dem Kalten Krieg, von dem sie noch nichts wissen können, in der Nachkriegszeit erwartet.“

Die Angehörigen dieser Völker dürften sich wundern, daß ein Artikel, wie ihn Wagner geschrieben hat, überhaupt notwendig ist. An der Weichsel etwa hält kaum jemand eine „Debatte über die Vergleichbarkeit der beiden extremistischen [oder totalitaristischen] Systeme“ für unabdingbar. Von Polen aus ist die Sache klar – wie sie übrigens auch für den sowjetischen Schriftsteller Vasilij Grossman klar gewesen ist.